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Das war der Webdialog “Kunststoffeinsatz im Ackerbau”
Über die Verschmutzung von Gewässern durch Mikroplastik wurde in den letzten Jahren intensiv berichtet, während die Verschmutzung von Böden durch Mikroplastik erst in jüngster Zeit stärker in den Fokus gerückt ist. Das Projekt NETmicroplastic will die aktuellen Forschungs- und Innovationsfelder zu diesem Thema zusammenführen und Akteure aus Politik, Bildung, Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung mit Beteiligten und Anwendern aus der Landwirtschaft zusammenbringen. Ziel ist es, innovative technologische Lösungen zu fördern und die politische Entscheidungsfindung bei der Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung in Böden zu unterstützen.
Im virtuellen Dialog am 23. Oktober 2024 haben wir uns explizit der Verwendung von Kunststoffen und Kunststoffprodukten im Ackerbau gewidmet.
AGENDA
- Einleitung und Begrüßung – Claudia Preininger & Daniel Steinitz (NETmicroplastic)
- Bewertung von abbaubaren Materialien im Biolandbau – Gabriele Moder (Easy-Cert)
- Bericht aus der Praxis zur Anwendung abbaubarer Mulchfolien – Markus Hillebrand (LV Stmk.)
- Q & A Session | Diskussion mit allen Teilnehmern
Fragen und Antworten
Welche Eigenschaften haben z.B. Hanfmatten im Vergleich zu Mulchfolien im Ackerbau?
Ich vermute, dass es dazu bessere Auskünfte von den Herstellern und Anwendern bzw. der Beratung gibt. In der Praxis spielt es eine große Rolle, wie lange eine Kultur abgedeckt wird und dafür sind verschiedene Materialen besser bzw. schlechter geeignet.
Welche Vor- und Nachteile sehen Sie im Vergleich bioabbaubare Kunststoffe und Naturmaterialien (Hanf etc.) – sind diese für verschiedene Anwendungen unterschiedlich geeignet?
Ja, genau. Verschiedene Materialien sind für unterschiedliche Zwecke geeignet. Bitte dazu bei Anwendern, Herstellern und der Fachberatung nachfragen.
Was heißt biologisch abbaubar? 100% und in welchem Zeitraum?
Wie wird der biologische Abbau überprüft?
Für die Prüfung des biologischen Abbaus gibt es verschiedene europäische Standards, da der biologische Abbau in den verschiedenen Kompartimenten aufgrund der sehr unterschiedlichen Bedingungen auch in sehr unterschiedlichen Zeiträumen erfolgt. Für Mulchfolien ist der erwähnte Standard die EN 17033. Hier ist der Zeitraum mit 2 Jahren definiert. Im Anhang finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Standards.
Was heißt möglichst biobasiert? Gibt es eine Grenze?
Wie ein Hersteller im Webinar berichtet hat, werden compounds (Mischungen aus verschiedenen Materialien) entwickelt. Die Rohstoffquellen sind zumeist sowohl fossil- als auch biobasiert. Für den Einsatz in der Bio-Produktion gibt es keine definierte Grenze. Das Ziel ist, dass ein möglichst hoher Anteil biobasiert ist.
Wichtig dabei ist zu verstehen, dass dies für die Eigenschaft der biologischen Abbaubarkeit keine Relevanz hat. Siehe dazu auch die Grafik auf der Folie 9 der Präsentation im Anhang, die diesen komplexen Sachverhalt veranschaulicht.
Gibt es eine Diskussion darüber ob im biologischen Ackerbau kompostierbare oder „nur“ bioabbaubare Folien zu bevorzugen sind?
Ich verstehe die Frage nicht ganz. Der Standard für die Abbaubarkeit im Boden ist sehr hoch, die Grundlage ist die EN 17033. Die Kompostierbarkeit der Folien ist aufgrund der höheren Temperaturen beim Kompostierprozess schneller erreichbar. Hier wird in der Bewertung zwischen häuslicher (home) und industrieller Kompostierung (industrial) unterschieden.
Wie weit kann die Aufnahme von Mikro/Nanoplastik durch Pflanzen nachgewiesen werden? Was weiß man über die Aufnahme von Nanoplastik in Ernteware?
Hier steht die Forschung noch am Anfang. Eine Studie der Universität Wien hat Pflanzen untersucht und Additive, die auf Partikel aus Reifenabrieb zurückzuführen sind, nachgewiesen. Die Studie ist unter diesem Link verfügbar:
Sind abbaubare Folien auch in der konventionellen Landwirtschaft ein Thema?
Das Thema wird mit Landwirten bzw. deren Interessensvertretungen diskutiert. Hier ist vor allem der wesentlich höhere Preis für den Einsatz abbaubarer Folien Diskussionsgegenstand.
Organisation:
Bündnis Mikroplastikfrei im Rahmen von NETmicroplastic